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Eine Reise ins Land der Mitte - Praxissemester in China

Die WAFIOS AG hat zwei Werke in China, eins in Shanghai (WSM) und eins in Zhangjiagang (WZP). Die Werke sind ca. zwei Autostunden voneinander entfernt. Die Reutlinger Modeller haben in Ihrem Studium die Möglichkeit ein Auslandssemester zu absolvieren – bei WAFIOS gibt es daher die Chance dies bei unseren Service- und Produktionsstandorten in den USA oder bei der WZP in Zhangjiagang zu tun.

Die Stadt Zhangjiagang ist mit 1,2 Millionen Einwohnern relativ „klein“ für chinesische Verhältnisse. Bei der WZP werden Maschinen montiert beziehungsweise gefertigt. Diese werden „Performance Maschinen“ genannt. Diese sind von der Funktionalität her eingeschränkter als die herkömmlichen WAFIOS Maschinen, die in Reutlingen hergestellt werden. Sie sind dadurch jedoch wesentlich günstiger.

Die WZP ist ein reiner Montagestandort und hat keine eigene mechanische Fertigung wie WAFIOS in Reutlingen.

 

Hallo Paul kannst du dich bitte kurz Vorstellen und uns etwas über dich erzählen?

 

Mein Name ist Paul, ich bin 23 Jahre alt und seit 2014 für WAFIOS tätig. Ich habe 2014 mit dem Reutlinger Modell angefangen und habe infolgedessen 2016 meine Berufsausbildung zum Industriemechaniker abgeschlossen. Danach war ich während meines Studiums von 2016 bis März 2018 als Werkstudent im IFK (Inbetriebnahme-Freigabe-Kundenmaschinen) tätig und war von März bis August 2018 für sechs Monate (ein Semester) in China bei der WAFIOS (Zhangjiagang) Machinery Production.

 

Wie war es für dich Studium und Ausbildung gleichzeitig zu meistern?

 

Ich habe die Abwechslung zwischen Ausbildungszentrum, Schule und Studium natürlich genossen.

In der Prüfungsphase war es stressig, da man normalerweise in den Phasen vor der Prüfung die Zeit hat sich noch einmal intensiver mit dem Stoff auseinanderzusetzen. In der Zeit, in der man im Betrieb war, hatte man keine Zeit zu lernen. Dadurch war es natürlich logisch nach der Arbeit noch mal hinzusitzen und zu lernen.

Das erste Semester ist in zwei Blöcke aufgeteilt und somit müssen pro Block nur jeweils 2-3 Prüfungen geschrieben werden. In der Ausbildung ist alles stark komprimiert, ich habe beispielsweise weitaus weniger verschiedene Tätigkeiten ausgeübt wie ein normaler Auszubildender zum Industriemechaniker.

Dafür hatte ich einiges mehr an Theorie. Dies liegt mir persönlich besser als die Praxis, von daher hat mir das nichts ausgemacht.

 

Wie kam es dazu, dass du nach China gehen durftest?

 

Ich wollte was anderes machen, die Welt ein wenig entdecken.

Dadurch das WAFIOS die WZP in China gegründet hat, habe ich die Chance gesehen, mein Praxissemester in China zu machen. Ich war dann mit der Personalabteilung in Gesprächen und letztendlich haben wir eine Möglichkeit gefunden in Absprache mit dem Geschäftsführer der WZP und dem Personalleiter, dass ich das Praxissemester in China durchführen konnte.

Die Firma hat für mich viele Dinge übernommen die relativ kompliziert sind, wie ein Visum zu beantragen. Außerdem war es wichtig in einem Land, in dem man nicht die Landessprache spricht/beherrscht, ein Ansprechpartner, der chinesisch und englisch oder chinesisch und deutsch spricht zu haben.

Daher habe ich mich für China entschieden und war mit dieser Entscheidung sehr zufrieden und glücklich, dass WAFIOS mir dieses Auslandsemester in China ermöglicht hat.

 

Was genau waren deine Tätigkeiten in China?

 

Mein Thema war „Lieferantensourcing für Biegewerkzeuge für die Maschine B36“. Die Maschine B36 wird in China hergestellt und ist eine Performancemaschine.

Bis jetzt gab es noch keinen chinesischen Zulieferer, der uns die Werkzeuge herstellen konnte, da es sich um Präzisionswerkzeuge handelt, welche besondere Anforderungen an die Härte, den Werkstoff und teilweise extrem enge Toleranzen haben.

Daher wurden diese bisher in Deutschland hergestellt und dann nach China gesendet, was sehr aufwendig und kostenintensiv war. Aus diesem Grund hat man versucht eine Lösung in China für die in der WZP hergestellten Maschinen zu finden. Dabei musste ich die Kosten, die Produktionszeit und die Qualität in einen möglichst guten Einklang bringen. Nach 6 Monaten konnten wir eine zufriedenstellende Lösung finden.

 

Welche Unterschiede hast du zwischen dem arbeiten in China und in Deutschland bemerkt?

 

Es ist ein komplett anderes arbeiten als in der WAFIOS AG in Reutlingen, dies ist unter anderem auch der Größe geschuldet. In der WZP arbeiten 15 Mitarbeiter, dementsprechend sind die Hierarchien flach. Man arbeitet sehr eng mit seinen Vorgesetzten zusammen.

Auch der Austausch mit Deutschland war sehr gut. Ich habe mehrmals wöchentlich mit „Deutschland“ telefoniert, aber manchmal war das auch ein wenig schwierig aufgrund der Zeitverschiebung. In China ist man 6 Stunden voraus. Wenn zum Beispiel Probleme in China um 8 Uhr auftreten kann man frühestens um 13 - 14 Uhr jemanden in Deutschland erreichen, der einem weiterhelfen kann. Das macht die Kommunikation etwas schwierig. Das Arbeiten an sich hat aber gut funktioniert. Prinzipiell ist der größte Unterschied die Sprache. Die meisten sprechen Englisch, aber teilweise ist die Kommunikation nicht so einfach, man muss sich zur Not mit Händen und Füßen verständigen.

 

Würdest du es anderen empfehlen ein solches Angebot im Ausland zu arbeiten anzunehmen?

 

Ja, ich kann es jedem empfehlen. Für mich war es eine wahnsinnig lehrreiche und gute Erfahrung, diese 6 Monate in China zu verbringen. Es hat mich persönlich und beruflich weitergebracht. Natürlich prägt es einen, so eine Erfahrung zu machen. Man wird selbständiger und offener. Man lernt den Umgang mit anderen Kulturen. Es war außerdem auch mein erstes längeres Projekt an dem ich jeden Tag gearbeitet habe und es hat mir sehr gut gefallen.

 

Hast du außer dem Büro noch andere Dinge in China gesehen und erlebt?

 

Ich hatte die Möglichkeit in China Land und Leute kennenzulernen. Ich habe dort mehrere Reisen unternommen. Ich war in Peking, auf der chinesische Mauer, was unfassbar beeindruckend für mich war und bei der Terrakotta Armee nahe zur Stadt Xi’an. In Chengdu habe ich Pandabären gesehen.

Beim Essen war ich prinzipiell offen und habe verschieden Sachen probiert. Für mich war der beste Weg hierbei nicht zu hinterfragen was man isst und dadurch bin ich mit der chinesischen Küche sehr gut klargekommen.

 

Was sind deine Pläne für die Zukunft?

 

Ich bin seit August wieder hier im Unternehmen in Reutlingen und ab Oktober geht mein Studium wieder los. Ich habe noch zwei Semester vor mir. Im siebten Semester schreibe ich dann meine Bachelor Thesis. Nach meinem Studium würde ich gerne erstmal Arbeitserfahrung sammeln. Hierbei ist WAFIOS mein erster Ansprechpartner,  wenn es darum geht nach dem Studium eine Arbeitsstelle zu finden, denn ich fühle mich bei WAFIOS gut aufgehoben.